Agrarfinanzberater: Spezialisten für den Wandel
veröffentlicht im Genossenschafts-Magazin Weser-Ems, Ausgabe 11/2023
Die landwirtschaftlichen Betriebe stehen vor großen Herausforderungen. Volksbanken und Raiffeisenbanken sind wichtige Partner für die Höfe. Die Genossenschaftsakademie Weser-Ems bietet deshalb eine maßgeschneiderte Zertifikatsausbildung an.
Die Landwirtschaft steht medial häufig im Fokus und muss sich nicht selten für ihr Wirken rechtfertigen. Strukturwandel, Klimakrise, veränderte Konsumgewohnheiten, methanausstoßende Kühe und vieles mehr lauten die Stichworte. Dennoch hat der Agrarsektor eine unvermindert hohe wirtschaftliche Bedeutung. „Das gilt insbesondere für Weser-Ems, die zu den leistungsfähigsten landwirtschaftlichen Regionen in Deutschland zählt“, sagt Hans-Peter Dick. Der Studienleiter der Berufsakademie für Bankwirtschaft und Dozent betont, dass die Genossenschaftsbanken für die Landwirte eine wichtige Aufgabe als Finanz- und auch als Unternehmensberater spielen. Deshalb bietet die Genossenschaftsakademie Weser-Ems bereits seit mehr als zehn Jahren die Weiterbildung zum zertifizierten Agrarfinanzberater an. So haben mehr als 50 Fachkräfte dieses aus mittlerweile vier Modulen bestehende Spezialseminar erfolgreich durchlaufen.
„Gerade vor dem Hintergrund der komplexer werdenden Herausforderungen für die Landwirtschaft ist es für unsere Genossenschaftsbanken wichtig, das Geschäftsfeld detailliert und in seiner Komplexität zu verstehen“, sagt Hans-Peter Dick. So zählt der Agrarbereich nach wie vor zu einem wichtigen Geschäftsfeld, das zudem von steigenden Investitionsvolumen mit teilweise neuen Ausrichtungen wie beispielsweise der Bereich der regenerativen Energien gekennzeichnet ist. Auch ist der „Dschungel“ aus steuerlichen Vorgaben und Fördermöglichkeiten immer dichter geworden. Darauf müsse sich nicht nur die Beratung, sondern auch die Marktfolge einstellen. „Früher sind diese Themen in der Ausbildung der Firmenkundenberater mitbehandelt worden. Das ist aber seit vielen Jahren nicht mehr ausreichend“, so Hans-Peter Dick.
Um das Spezialwissen zu vermitteln, stehen neben ausgewiesenen Wirtschafts- und Finanzexperten auch qualifizierte Referenten von den Landwirtschaftskammern und der VR AgrarBeratung zur Verfügung, die eine hohe praktische Branchenkenntnis vermitteln können. „Insbesondere die Verzahnung von Theorie und Praxis kommt bei den Teilnehmenden sehr gut an“, sagt Hans-Peter Dick. Deshalb gehören auch Betriebsbesichtigungen zu einem festen Bestandteil der Fortbildung. Zudem sei die bankwirtschaftliche Sichtweise wichtig, da ein Teil der Agrarberater keine klassische Bankausbildung hinter sich habe wie beispielsweise einige Agrarökoomen oder -ingenieure, die als „Quereinsteiger“ dort gerngesehen seien.
Der Wandel bestimmt nicht nur die Landwirtschaft, sondern auch das Spezialseminar selbst. „Dieses wird inhaltlich angepasst an die aktuelle Entwicklung“, so Hans-Peter Dick. Zudem wird seit 2022 das Vertriebstraining als eigenes Modul gezielt mit Rollenspielen und Gesprächsführung geschult.
Das nächste Spezialseminar zum zertifiziertem Agrarfinanzberater beginnt 2024
Modul 1 vom 8. - 10. April:
Gesamtwirtschaftliche Rahmenbedingungen, Wirtschaftliche Situation der Agrarbetriebe und landwirtschaftliche Produktionsverfahren, Förderprogramme, landwirtschaftliches Steuerrecht, Generationenwechsel und Hofübergabe, Risikovorsorge und Versicherungen
Modul 2 vom 24. – 26. April
Regionale Produktionsverfahren, Besichtigung von landwirtschaftlichen Betrieben in der Region
Modul 3 vom 27. – 29. Mai
Investitionen beurteilen und Finanzierungen gestalten, Unternehmensanalyse und Betriebszweigauswertung, Investition und Finanzierung sowie Unternehmensplanung
Modul 4 vom 10. - 11. Juni
Vertriebs- und Gesprächstraining
Abschlussprüfung (Klausur): 12. Juni 2024